Das Ende des Buches und was wir verlieren - ein Essay von Thomas Hettche

Es gibt 119 Antworten in diesem Thema, welches 18.064 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • @ Kirsten
    Von den älteren lesenden Herrschaften, die ich kenne, hat keiner einen E-Reader und auch kein Verlangen danach.


    Mittlerweile schleicht mein Vater schon um den Kindle meiner Mutter herum. Er liest zu wenig, um sich einen zuzulegen, trotzdem hat es ihm der Kindle angetan. Ist eben was Technisches :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Mittlerweile schleicht mein Vater schon um den Kindle meiner Mutter herum. Er liest zu wenig, um sich einen zuzulegen, trotzdem hat es ihm der Kindle angetan. Ist eben was Technisches :zwinker:

    Das kann ich nur bestätigen! Meine beiden Eltern haben einen Kindle und auch immer mehr ihrer Bekannten. Und die sind alle schon im Rentenalter. Eine der ersten im Bekanntenkreis war eine über 80-Jährige. Sie ist aus zwei Gründen völlig begeistert: 1. brauchen die Bücher keinen Platz mehr und das ist wichtig, wenn man auf zwei Zimmer in einem betreuten Wohnen lebt und 2. kann sie Schriftgröße bequem vergrößern und muss keine Lupe mehr in Anspruch nehmen.
    Insofern kann ich aus meiner Warte sogar sagen, dass eher viele Ältere Reader besitzen, während gerade viele meiner gleichaltrigen Freunde eher skeptisch sind.
    Aber nach und nach legt einer nach dem anderen seine Skepsis ab, besonders die Vielleser.
    Und in den öffentlichen Verkehrsmitteln sehe ich immer sehr viele Leute mit einem Reader, aber auch sehr viele Leute mit einem Buch in der Hand. Momenatn sind es eindeutig noch mehr Buch- als Reader-Leser, aber die Reader holen tatsächlich sprunghaft auf.


    Insgesamt tendiere ich aber eher zu Keshias Meinung. Auch wenn sich auf dem Buchmarkt in den nächsten Jahren viel tun wird, wird das gedruckte Buch dennoch nie ganz verschwinden.
    Und es ist tatsächlich so, dass heute viel mehr gelesen wird als früher. Zumindest werden mehr Bücher verkauft. Da ist Platz genug für beide Arten von Büchern.

  • Wenn ich von meinen Beobachtungen ausgehe, sehe ich vor allem Leser in meiner Generation die einen Reader haben. Aber meine Mutter (mitte 60) ist auch schon interessiert daran, vor allem weil sie dann im Urlaub nicht so viele Bücher Schleppen müsste, bloß m,ein Papa ist da weniger begeistert. Aber er ist allgemein von neuerer Technik nicht so angetan. Da ist meine Mama eher die Vorreiterin und probiert vieles gerne aus.


    Desweiteren sehe ich einen Buchmarkt in Deutschland der sich vor allem von Verlagsseite sehr schwer tut die Entwicklungen zu akzeptieren und alles schwarz zu malen was irgendwie in Richtung Ereading geht. Natürlich freue ich mich über jedes schön ausgestattete Buch, vor allem deshalb weil ich trotz meines Readers eben ganz normal meine Bücher im Laden kaufe und es liebe im Laden zu stöbern und in die Romane rein zu lesen. Aber bei mir bleibt der Eindruck das der Markt der Entwicklung hinterher hinkt und das eben Horrorszenarien geschaffen werden um den braven Leser in Angst und schrecken zu versetzen...


  • Mittlerweile schleicht mein Vater schon um den Kindle meiner Mutter herum. Er liest zu wenig, um sich einen zuzulegen, trotzdem hat es ihm der Kindle angetan. Ist eben was Technisches :zwinker:


    Als ich meiner Mama letztes Jahr meinen Kobo gezeigt habe, hatte sie innerhalb einer Woche einen Kindle (:confused:). Meine Schwester hat auch einen und Herr Wendy, der eigentlich auch nie viel gelesen hat, bis er mich gefunden hat, bestitzt ebenfalls eine Kobo. Seiner Mama haben wir auch einen geschenkt und bisher sind alle rundum begeistert und zumindest Herr Wendy liest seitdem schon fast wie ein Literaturschockler. :breitgrins:
    Also jede Menge Bücher parallel, jeden Tag ein paar Seiten, und er wagt sich sogar in ganz neue Genres. Zumindest bei ihm trifft das Klischee wohl zu: Verpacke es in ein technisches Spielzeug und alles wird irgendwie attraktiver.

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  • Ich kenne niemanden der eines Reader hat. Die meisten Leute die ich kenne lesen aber auch nicht viel. Ich hänge an meinen Büchern und dieser ganze technische Firlefanz den man heute hat finde ich bis auf einigen Ausnahmen unnötig. Ich könnte mir aber vorstellen irgendwann einen Reader zu kaufen, alleine deshalb weil ich glaube das es in ein paar Jahren manche Romane nur noch als E-book zu kaufen geben wird. Ausserdem ist es praktisch für Leute mit Sehschwäche, mein Schwager zum Beispiel ist fast blind, und der könnte dann auch noch mal was lesen ohne sich anzustrengen.
    Also, ganz verschliesse ich mich dem Fortschritt nicht, aber Papierbücher wären mir trotzdem lieber.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Wendy, du solltest in den Kobo-Vertrieb einsteigen. :zwinker: Aber ernsthaft: Wenn man die Geräte wirklich mal benutzt hat, sieht man schon deren Vorteile ggü. dem herkömmlichen Buch. Ich halte mich auch für sehr buchaffin, aber ich würde jetzt meine Hand dafür nicht mehr ins Feuer legen. Gewohnheiten ändern sich ...


    Gruß, Thomas

  • Ich könnte mir deshalb auch eine Zukunft vorstellen, in der es E-Books neben Papierbüchern gibt.


    Hettche war heute auf der Buchmesse. Seiner Ansicht nach wird es kein Nebeneinander geben. Das ist so wie mit den Autos und den Pferdekutschen. Ja, auch heute gibt es noch Kutschen. Das Buch wird also überleben, aber nur in einer Nische.


    Gruß, Thomas

  • Interessanterweise sagte meine Tochter gerade gestern (sie wünscht sich zu Weihnachten einen e-reader), sie wird immer Papierbücher lesen wollen, ein Reader kann nicht riechen, wie ein Buch. :smile:
    Dieser typische "Buchgeruch".

    &#128012;

  • Gewohnheiten ändern sich ...


    Das stelle ich bei mir auch fest. In der Vor-Kindle-Zeit konnte ich mir nicht vorstellen, auf Bücher zu verzichten. Jetzt fällt es mir eher schwer, in einem Buch zu lesen. Ich habe das Gefühl, umständlicher zu lesen und greife immer weniger zum Buch. Diese Entwicklung gefällt mir selbst nicht, deshalb werde ich wieder mehr Bücher in der Bücherei ausleihen.

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  • Kirsten
    Diese Phase hatte ich zu Beginn meiner REaderzeit, da ich seit ich meinen Bibliotheksausweis habe wieder sehr viele Bücher ausleihe, und weniger Ebooks lese, hat sich das wieder normalisiert. Man gewöhnt sich wirklich sehr schnell an das Gerät und die Art darauf zu lesen. Allerdings war der Reader für mich von Anfang an kein Ersatz sondern nur Erweiterung und nutze ihn fast nur noch für Reisen oder die Onleihe. Eigene Ebooks kaufe ich nur selten.


  • Das stelle ich bei mir auch fest. In der Vor-Kindle-Zeit konnte ich mir nicht vorstellen, auf Bücher zu verzichten. Jetzt fällt es mir eher schwer, in einem Buch zu lesen. Ich habe das Gefühl, umständlicher zu lesen und greife immer weniger zum Buch.


    Wenn ich lese, daß das Ende des gedruckten Buches bevorsteht bzw. bald kommen wird, nehme ich das zuerst immer ungläubig und mit Erstaunen auf.
    Für mich selbst ist es undenkbar, daß es das gedruckte Buch nur noch als Nischenprodukt wie z.B. Vinylplatten geben wird.
    Ich sehe auch noch in 10, 15 und 20 Jahren Buchhandlungen mit riesigen Regalen voller Bücher in unseren Städten.
    Zu meinem Leben und in mein Haus gehören gedruckte Bücher einfach dazu, und im Moment kann ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.


    Ich habe auch einen eReader, lese aber nur wenige Bücher darauf, meist solche, von denen ich von vorne herein weiß, daß ich sie nicht behalten möchte.


    Ich verbinde mit den Büchern in meinen Regalen auch Erinnerungen.
    Da stehen Bücher, die ich geschenkt bekommen habe, die erinnern mich an den Schenker und die Absicht, die hinter der Schenkung stand.
    Wenn ich meine Bücher anschaue und mein Blick über die Buchrücken wandert, erinnere ich mich an die schönen Geschichten und an die Zeit, in der ich die Bücher gelesen habe. Bei dem einen war ich in Urlaub, das andere habe ich in diesem schönen Herbst auf der Terrasse gelesen, und dieses da habe ich in Berlin gekauft, als wir diesen supertollen Städtetrip gemacht haben.


    Das würde alles wegfallen, wenn es keine gedruckten Bücher mehr gäbe. Eine schreckliche Vorstellung für mich.


    Aber ich bin auch ein Typ, der sich nur schwer von liebgewonnenem trennen kann. Ich fotografiere viel analog und habe auch noch einen Plattenspieler, zu dem ich mir ab und zu noch Musik-Neuerscheinungen auf Vinyl gönne...

  • Zu dem Thema habe ich gerade erst einen interessanten Artikel gelesen:


    http://derstandard.at/13482856…lasten-gedruckter-Buecher


    Nach dem kaufen E-Book-Leser sogar mehr Bücher, als Nicht-E-Book-Leser. Ich weiß schon wie das ist mit den Statistiken, die man nicht selbst gefälscht hat. :breitgrins:
    Aber das zumindest klingt für mich so, als würden vor allem Vielleser Reader besitzen und diese als Ergänzung verwenden und nicht oder vielleicht zumindest noch nicht als Ersatz.


    Ich fand es zumindest schon mal beruhigend, nicht den x. Artikel über den bevorstehenden Untergang des gedruckten Buches zu lesen.

  • Ich stimme Keshia zu - wie lange hält ein Buch? Wenn es nicht gerade in die Badewanne fällt oder verbrannt wird, ziemlich lange. Aber eine Datei? Außerdem hat so eine Datei keinen Duft, es fehlt die Freude beim Bestellen, die hibbelige Erwartung des Päckchens und das wunderbare Gefühl beim Auspacken, das entspannende Sortieren und Umräumen der Regale und und und...


    Ich persönlich habe zwei Reader - Kobo und Kindle. Aber beide nutze ich fast ausschließlich für Leseproben. Am Laptop lesen mag ich nicht, also lade ich mir die Leseproben runter und wenn sie mir gefallen, kaufe ich die Print-Ausgabe. Kostenlose Klassiker hab ich jetzt auch gesammelt, aber ich kriege mich ncht einmal dazu, meinen Lieblingsklassiker auf dem Reder zu lesen, das ist auf Papier viel schöner. Beim Auf-dem-Reader-lesen fühle ich mich zu sehr abgelenkt. Gekauft habe ich bislang ein halbes Dutzend eBooks, alle unter 5 Euro. Solange ein eBook genausoviel kostet wie ein gedrucktes Buch können die Verlage mir den Buckel runterrutschen. Da kriege ich ein gebrauchtes Buch für weniger und bekomme die oben beschriebenen Gefühle noch dazu. Unbezahlbar.


    Außerdem ist mir der Kindle schonmal mitten im Lesen abgestürtzt und ich habe über eine Stunde gebraucht, um den Schlamassel zu beheben. Das Ganze passierte natürlich auf den letzten spannenden Seiten. So ein Gerät ist mir zu anfällig und zu kurzlebig.
    eBook-Reader sind eine nette Spielerei und eBooks vermutlich werden sie irgendwann das gedruckte Buch ersetzen (scheußliche Vorstellung!), für mich sind sie aber nur eine Ergänzung zum Gedruckten.


    ***
    Aeria


  • Ich stimme Keshia zu - wie lange hält ein Buch? Wenn es nicht gerade in die Badewanne fällt oder verbrannt wird, ziemlich lange. Aber eine Datei? Außerdem hat so eine Datei keinen Duft, es fehlt die Freude beim Bestellen, die hibbelige Erwartung des Päckchens und das wunderbare Gefühl beim Auspacken, das entspannende Sortieren und Umräumen der Regale und und und...


    Verschenken kann man eine Datei auch schlecht. Und noch immer ist das Buch das Weihnachtsgeschenk Nr. 1. Viele Leute wüssten gar nicht mehr, was sie verschenken sollen. :zwinker:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Verschenken kann man eine Datei auch schlecht. Und noch immer ist das Buch das Weihnachtsgeschenk Nr. 1.

    Das ist wirklich ein Riesenmanko, auch wenn es erst mal nicht so wichtig klingt. Wie oft schon wollten mir Verwandte oder Freunde ein E-Book schenken und ich musste ihnen klar machen, dass das nur mit komplizierten Tricks möglich ist oder eben mit einem Gutschein gelöst werden muss. Die haben alle abgewunken und dann eben doch die gedruckte Ausgabe gekauft. So ein verpacktes Geschenk macht sich auch besser beim Übergeben als ein virtuelles Buch, bei dem man im Grunde nichts in der Hand hat.


    Gerade bei Amazon sollte es eigentlich technisch möglich sein, zumindest an andere Kindle-Nutzer ein E-Book zu verschenken, aber selbst die bekommen es nicht hin. :sauer:

  • Es gibt zwar inzwischen Ebookgutscheine (Werbung dazu hab ich sowohl auf der Buchmesse in Leibzig als auch als echten Gutschein im Buchladen schon gesehen) aber das sind halt nur wenige Bücher und alles Bestseller (grade wenn man dann an einen Vielleser verschenkt schwierig). Mal abwarten wie sich das noch entwickelt. Aber das Stöbern im Buchladen will ich definitiv nicht missen!


    Kiala
    Naja, bei amazon gibts aber einen normalen Gutschein den man für alles benutzen kann was man auf amazon kaufen kann. Insofern wundert es mich nicht das sie hier den Gutschein nur für Ebooks nicht einführen. Das ist ja im Grunde nicht nötig.

  • Es gibt Menschen, die wollen keinen Gutschein verschenken. Ich denke, das Problem mit den Geschenken wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht lösen lassen. Ein Buch ist gefühlt(!) doch immer passend, auch wenn man jemanden nicht gut kennt, nicht weiß, ob oder was er liest, oder ob er einen Reader hat oder nicht, ob man ihn im Krankenhaus besucht, auf einen Geburtstag eingeladen ist oder zu seiner Firmenabschiedsfeier.
    Ich sehe es immer wieder bei meinen Eltern: Das, was sie immer von Bekannten, Kollegen etc., zu welchem Anlass auch immer, bekommen sind: Wein und Bücher.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Ich sehe auch noch in 10, 15 und 20 Jahren Buchhandlungen mit riesigen Regalen voller Bücher in unseren Städten.


    Das sehe ich auch so. Allerdings werden das nur noch die Läden großer Buchketten sein, während die kleinen Einzelbuchhandlungen untergehen. Außer sie erweitern ihr Sortiment um andere Artikel.


    Vielleicht machen sich die Hersteller zukünftig Gedanken, wie sie die E-Reader ansprechender gestalten können, um auch Zweifler und hartnäckige Verweigerer zum Kauf zu bewegen. Man könnte ein klappbares Gerät herstellen, das wie ein Buch gehalten wird und auf jeder Seite ein Display hat, auf der jeweils eine Buchseite zu sehen ist. Geblättert wird wie beim Touchscreen durch einen Wisch mit dem Finger und aus dem Lautsprecher ertönt ein feines Knistern wie bei echten Seiten. :zwinker:

  • Doris
    Ich hab mal geträumt das ich ein Buch gekauft hätte das wie ein Hologramm bei Star Trek war. Man hatte ein kleines Gerät und das Programm machte dann das jeweilige Buch als Hologramm sichtbar. Geblättert wurde mit der Stimme oder einem Finger wie in einem richtigen Buch. :breitgrins:

  • In einem Vortrag musste ich nun lernen, dass der Hirnforscher Spitzer zugespitzt :zwinker: behauptet, dass es, wenn die Entwicklung so weitergeht, in 40 Jahren 40jährige "demente" Leute gibt, die Texte nicht mehr verstehen werden. Das mag alles übertrieben sein, aber die Buchhandlungen wären natürlich viel früher abgeschafft und das Real-Buch auch. Interessant halt hier, dass die Abschaffung des Buches von ganz anderer Seite (eben nicht vom Handel, Autoren oder Technologie-Unternehmen) aufgezeigt wird.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()