Andreas Brandhorst - Äon

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 8.402 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Autor: Brandhorst, Andreas
    Titel: Äon


    ISBN: 3453532953


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    Der Autor:



    Andreas Brandhorst, geboren am 26.05.1956, wurde bekannt als Übersetzer und Autor.
    Er schreibt unter anderem Bücher für die Perry Rhodan Reihe.
    Am bekanntesten sind aber wohl seine beiden Trilogien im Kantaki-Universum.



    Zum Inhalt:



    Ein Junge in einem kleinen Dorf in Kalabrien wird als Wunderheiler bekannt.
    In der westlichen Welt häufen sich die Amok-Läufe, bei denen auf bestialische Art und Weise Menschen getötet und die Amok-Läufer sich selbst umbringen..


    Sebastian Vogler, ein Journalist in Hamburg, wird von seinem Redakteur auf den jungen Wunderheiler angesetzt.
    Durch Zufall bereits in Hamburg mit den Morden in Berührung gekommen, reist er nach Italien und lernt den Jungen kennen.
    Bei einem Treffen mit seiner Frau, von der er getrennt lebt bricht er zusammen und kommt in das Krankenhaus seiner Frau.
    Dort wird bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert. Er bleibt nicht im Krankenhaus, sondern verläßt es in Richtung der Heimatstadt des Wunderheilers.
    Der Junge kann ihm helfen, und dadurch wird auch Vogler tiefer in die Sache hineingezogen, als ihm lieb sein kann.
    Er muss feststellen, das nicht nur der Vatikan an dem Jungen interessiert ist, sondern auch die Polizeibehörden und die Geheimdienste vieler westlicher Länder.
    Doch was weis der Vatikan? Warum ist der Jung so wichtig?
    Was geschieht während der Wunderheilungen?


    So beginnt er, gemeinsam mit seiner Frau, eine Jagd durch Europa,
    während derer sich eine Geschichte enthüllt, die tausende von Jahren zurückreicht,
    und die mit einem fulminaten Finale in den Katakomben von Paris endet.



    Meine Meinung:


    Äon ist das neueste Buch von Andreas Brandhorst.
    Und damit ist ihm, mal wieder, ein gutes Buch gelungen.


    In einem breiten (und sehr kräftigen) Spannungsbogen führt der Autor den Leser auf die Jagd durch Europa.
    Die Geschwindigkeit, mit der Brandhorst die Geschicht erzählt, macht es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.
    In fast jedem Kapitel geht es, teilweise sehr heftig, zur Sache, und Längen schleichen sich keine ein.
    Hier liegt für die/den ein oder anderen evtl. auch ein Kritikpunkt: es geht stellenweise doch recht blutrünstig zu.
    Wer hier sehr empfindlich ist, sollte das Buch mit Vorsicht angehen.


    Trotz der rasanten Geschwindigkeit der Story kommt aber auch die Beschreibung der Protagonisten nicht zu kurz.
    Alles in allem war das für mich ein Buch, bei dem ich es am Ende bedauert habe, das es nicht noch mehr Seiten hat.


    Meine Wertung:


    5ratten


    Dieses Buch ist ein


    :tipp:

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas_R ()

  • Danke für die tolle Rezi, Thomas.
    Tja, jetzt weiß ich jedenfalls, welches Buch ich mir als nächstes kaufen werde :rollen: :breitgrins:


    :winken:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Danke für die Rezi, Thomas.


    Blutrünstig ist bei Brandhorst ja mal ganz was neues. Das Buch steht zumindest auf meiner Wunschliste ganz oben.


    Katrin

  • Auch von mir ein Danke für deine Rezi, Thomas.


    Und so wie es aussieht, habt ihr mich nun so weit. Andreas Brandhorst wird wohl demnächst meinen SuB berreichern.
    Dieses Buch ist doch kein Teil einer Reihe oder so?


    Gruß
    yanni

  • Nein, das Ende schien mir eigentlich geschlossen.
    Es sei denn, Brandhorst läßt sich noch etwas einfallen. :breitgrins:

  • Das klingt ziemlich gut. Ich hatte damit gerechnet, dass er eher was Fantasy-mäßiges schreibt, da ich ihn nicht kenne und es so für mich klang. Kommt mal auf meine "Haben-will-Liste". Danke für die Rezi Thomas. :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Danke Thomas,


    das hört sich ja heftig, aber spannend an. Gut dass ich mittleweile auch was blutrünstig betrifft, einigermaßen abgehärtet bin, (seit meinen beiden Horror-Leserunden) also wandert das Buch auch auf meine Wunschliste. Aber von Andreas Brandhorst würde ich mittlerweile auch schon alles lesen, was er schreibt. :breitgrins:



    Das Buch "Äon" ist übrigens ein Einzeltitel. Das hat Andreas bei unserer momentanen Leserunde drüben geschrieben.


  • Aber von Andreas Brandhorst würde ich mittlerweile auch schon alles lesen, was er schreibt. :breitgrins:


    Na ja, bei einem Nackenbeisser würde ich wohl zweimal überlegen. :elch:
    Ansonsten kann ich Dir nur zustimmen.



    Das Buch "Äon" ist übrigens ein Einzeltitel. Das hat Andreas bei unserer momentanen Leserunde drüben geschrieben.


    Das ist schön zu lesen.

  • Tolle Rezi, Thomas_R. :klatschen:
    Da hast du mich aber jetzt ganz schön neugierig gemacht.
    Das wäre glatt was für mich. Ich war jetzt mal eben so frei und habe dieses Buch mal auf Leserunden.de vorgeschlagen und hier herüber verlinkt: https://leserunden.de/forum/index.php?thread/2820.0.html :zwinker:


    Und wer weiß, vielleicht klappt es ja tatsächlich mal mit einer Leserunde.
    Ich wäre gleich mit dabei. :smile:


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Kann mich dem vorangegangenen Urteil in weiten Teilen anschließen. Einzig über die Hintergründe der mythischen Gegenspieler hätte ich gerne mehr erfahren, das kommt ein wenig zu kurz.



    Ab dem Zeitpunkt der klaren Abgrenzung der Protagonisten verliert das Buch leider auch ein wenig an Reiz, da wirkliche Überraschungsmomente eigentlich nur bis zur Buchmitte vorkommen. Wer überraschende Wendungen mag, ist hier sicher nur mit dem ersten Teil des Buches gut beraten, der Rest geht doch klar nach Schema F vor.


    Zitat

    Ich hatte damit gerechnet, dass er eher was Fantasy-mäßiges schreibt


    Elemente von Mystery/Fantasy kommen in dem Buch durchaus vor - Urban Fantasy eben. Könnten von mir aus gerne auch etwas mehr sein. Den mythischen Gegegnspielern hätte man etwas mehr Platz einräumen können und die Charaktere auf der Gegenseite besser ausarbeiten können.


    Dennoch, für einen eigentlich eher simplen Gut gegen Böse-Roman ist er sehr gut gelungen.


    Daher vier Ratten 4ratten

  • Sodel, nun habe ich Äon von Andreas Brandhorst gelesen.
    Wie gut dass ich durch Thomas_R's Rezi neugierig gemacht wurde. :breitgrins:
    Nun möchte ich natürlich auch noch kurz meine Meinung zum Buch kundtun. Auch wenn Rezi schreiben eher nicht mein Ding ist.


    Ich finde mit Äon ist Andreas Brandhorst eine tolle Mischung gelungen. Wunderbare Unterhaltung, vermischt mit jeder Menge Spannung und dem für mich genau richtigen Anteil an Grusel zur Realität. Genau richtig um mir auch mal eine Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen, um trotzdem stets wissen zu wollen wie es weiter geht. Aktionsreich und voller verschiedener Figuren und deren ganz eigenen Beweggründe war dieses Buch immer voller ungeahnter Überraschungen. Besonders gefallen haben mir neben dem eigentlichen Hauptthema aber auch die grandiosen Stimmungs- bzw. positionswechsel, zwischen Realität und mystischer Einblendung. Sehr ausdruckstark empfand ich eben diese, die mich immer weiter hinein in die Geschichte ziehen konnten. Ein Lesegenuss, der sich einfach und mit viel Vergnügen meinerseits weglesen lies, auch wenn es keiner der angeführten Personen wirklich gelingen wollte, mich emotional an sie zu binden. Doch dies fiel für mich, in der Gesamtheit betrachtet, kaum ins Gewicht.


    So oder so hat mich Andreas Brandhorst neugierig machen können auf weitere Werke aus seiner fantasiereichen Feder.
    Ein Buch welches ich gerne weiterempfehle. :zwinker:


    Von mir daher: 4ratten


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo Ihr Lieben


    so, nach der Leserunde mit Andreas Brandhorst, hier auch mein Fazit zum Buch:


    Sebastian, ein Journalist in Hamburg, stößt mehr oder weniger durch Zufall auf eine Reihe mysteriöser Vorfälle in Hamburg und weltweit. Jedoch aufgrund von Differenzen schickt ihn sein Chef erstmal nach Calabrien, dasmit er dort den sogenannten Wunderheilungen des 9jährigen Jungen Raffaele auf den Zahn fühlt und einen entsprechenden Artikel darüber verfasst. Sebastian, der gar nicht gläubig ist, erliegt doch auch den Wundern von Raffaele und findet sich aber ziemlich bald in einem Strudel von Ereignissen wieder, die schon vor tausenden vor Jahren ihren Anfang nahmen und jetzt ihre Vollendung und damit das Ende der bekannten Welt finden sollen. Zusammen mit seiner Ehefrau Anna macht sich Sebastian auf den Weg quer durch Europa, um der Bedrohung zu begegnen und das Unheil zu verhindern.


    Das Buch beginnt gleich mit einem ziemlich heftigen Einstieg und als Leser hat man kaum Zeit noch Luft zu holen, so jagt dann schließlich ein Ereignis das nächste. Der Autor geht nicht zimperlich mit seinen Figuren um und lässt manche Person, die mir als Leser doch zumindest sehr sympathisch waren, einfach über die Klinge springen. Das erhöht natürlich noch ungemein die Spannung, da man sich nie sicher sein kann, welche Figuren das Ende überhaupt erleben und welche Figuren früher ihr Leben lassen müssen. Auch ist nicht immer klar, wer auf welcher Seite steht und für einige Figuren ergibt sich ein verblüffendes und manchmal auch sehr erschreckendes Schicksal.


    Sebastian ist keine einfache Figur. Er lebt nach der Devise, dass er v. a. an sich selber glaubt und neigt dazu alle zu verurteilen, die nicht mit ihm einer Meinung sind. Zu seiner Ehefrau Anna lebt er getrennt, und schiebt dafür v. a. ihr die Schuld in die Schuhe, obwohl im Laufe des Buches klar wird, dass er da auch einiges verbockt hat. Schön ist aber zu beobachten, wie sich aus dem Besserwisser Sebastian im Laufe des Buches doch noch ein Mann entwickelt, der nicht nur an sich denkt, sondern auch mal anfängt über seinen Horizont hinaus zu blicken. Seine Frau Anna ist dagegen von Anfang an, der Ruhepol und die Vernunft, die teilweise eher noch zu gelassen reagiert. Da sie aber von Beruf Ärztin ist, passt ihre Ruhe dann doch ganz gut in das Gesamtbild.


    Die Verschwörung, die in dem Buch beschrieben wird, ist lange Zeit überhaupt gar nicht klar und erst nach und nach enthüllen sich dem Leser die ganzen Geheimnisse und Informationen. Der Vatikan ist natürlich ganz stark in die Dinge verstrickt, aber auch der Anführer Nikolas des Kinderfeldzuges aus dem Jahre 1212 spielt eine entscheidene Rolle, die aber erst fast ganz am Ende des Buches endlich klar wird.


    Insgesamt bietet das Buch eine herrliche Verschwörungstheorie, historische Fakten gemischt mit Fiktion und ganz viel Spannung. Dieses Buch hat es mir sehr schwer gemacht, mich an die Abschnitte der Leserunde zu halten und ich musste das Buch schließlich einfach beenden, nur um endlich zu erfahren, wie das denn jetzt alles zusammenhängt und welche Geheimnisse da noch im Verborgenen lauern.


    Ein Buch, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Mir hat es super gefallen! :daumen:


    5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Meine Meinung:


    Mit "Äon" hat der Science-Fiction-Autor und Übersetzer Andreas Brandhorst erstmals einen Mystery-Thriller vorgelegt und damit bewiesen, dass er auch in diesem Genre gute Chancen hat, sich einen Namen zu machen. Der Roman hebt sich wohltuend von den Verschwörungsthrillern ab, die im Zuge des "Da-Vinci"-Fiebers den Buchmarkt überschwemmen. Dies kommt vor allem daher, weil sich die Geschichte nicht nur rein auf historischen Kirchengeheimnisse und Vatikanintrigen stützt, sondern auch einen großen Anteil an vorchristlichen Mythen und Horrorelementen beinhaltet.


    Ich kam mit diesem Mix sehr gut zurecht und hab mich in einem unheimlichen Tempo durch das Buch bewegt, weil ich es vor lauter Spannung einfach nicht aus der Hand legen konnte. Obwohl auch sehr viele grausame und blutrünstige Szenen enthalten sind, konnte ich mich der Faszination der Ereignisse nicht entziehen. Die Handlung lädt zum Miträtseln und Spekulieren ein, und sie ist in meinen Augen auf keinen Fall vorhersehbar; im Gegenteil, je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr Überraschungen hält sie für den Leser bereit.


    Sehr gut hat mir auch der häufige Wechsel des Schauplatzes gefallen; die Protagonisten sind sehr viel unterwegs und klappern dabei einige interessante Städte Europas ab, die in ihrer jeweiligen Atmosphäre zwar kurz, aber stimmungsvoll eingefangen wurden. Ebenso genial fand ich die Sequenzen, in denen die Vergangenheit auflebt und der Leser in eine mittelalterliche Welt eintaucht, die mit der Gegenwart in engem Zusammenhang steht. Darüber hinaus geht der Blick des Lesers aber auch in jenseitige Welten, die der Autor sehr phantasiereich und düster-gruselig gezeichnet hat. Bei so viel verschiedenen Elementen ist immer für Abwechslung gesorgt, und trotzdem hat sich der Autor nie verzettelt, sondern immer den Bezug zum großen Ganzen behalten.


    Den Schreibstil fand ich griffig und sehr flüssig zu lesen, ohne große Verschörkelung. Der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich bis zum fulminanten Ende, bei dem leider einer der Handlungsstränge etwas lose und unabgeschlossen zurück blieb. Etwa ein Ausgangspunkt für einen weiteren Mystery-Thriller aus Andreas Brandhorsts Feder? Nachdem ich mit "Äon" so gute Erfahrungen gemacht habe, würde ich den vom Fleck weg lesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hallo,


    ich habe Äon gerade beendet und konnte damit überhaupt nicht warm werden. Hätte ich das Buch gelesen ohne zu wissen welcher Autor es geschrieben hat, wäre ich nie auf Andreas Brandhorst gekommen. Ich habe vor kurzem die Kantaki-Trilogie gelesen und war richtig begeistert. Die Story muss sich in meinen Augen nicht vor Größen wie Dan Simmons Hyperion Gesängen verstecken.


    Äon dagegen hat mich eigentlich nur gelangweilt. Die Geschichte ist oft sehr vorhersehbar, die Charaktere sind platt und farblos. Vieles ist so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass ich beim Lesen lachen musste.. oder eher müde lächeln.


    Vielleicht bin ich einfach mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, für wenigstens ein paar gute Ansätze würde ich noch zwei Gnadenpunkte vergeben.


    2ratten


    Seoman

  • Der Klappentext von "Äon" klang ziemlich gut, die Rezis hier auch und von dem Autor hatte ich bisher auch eher Positives gehört. Dementsprechend motiviert bin ich an das Buch herangegangen, bin dann aber eher enttäuscht gewesen, ich fand den Roman recht durchschnittlich.


    Gerade die Hauptfigur, Sebastian konnte meine Sympathie nicht gewinnen, eher im Gegenteil. Er verhält sich bis kurz vor Schluss engstirnig und stur und den Grund für seine Trennung von Anna, die ihn so aus der Bahn geworfen hatte, empfand ich einfach nur als selbstgerechte Arroganz.


    Entweder habe ich einiges überlesen oder es gibt in der Geschichte ein paar Logiklöcher bzw. unaufgeklärte Details. Ich kann mir zum Beispiel nicht erklären, warum das Problem sich nur in der westliche Welt zeigt und auch praktisch keine Reaktion aus dem Rest der Welt erfolgt. Es handelt sich trotz der Verwicklung des Vatikans nicht wirklich um ein christliches Problem. Gut, es gibt einen christlichen Auslöser für den aktuellen Ausbruch, der in Europa "stationiert" ist, aber historisch betrachtet war die arabische Welt ursprünglich mit betroffen und verfügte auch über entsprechende Erkenntnisse. Die Möglichkeit, von dort Hilfe zu bekommen, wird in der aktuellen Bedrohung aber eigentlich völlig ignoriert.


    Die Auswahl, die von den Bösen getroffen wird, wen sie überleben lassen und wen sie töten, wird nur teilweise von logischen Gesichtspunkten wie aktueller Bedrohung oder Notwendigkeit zum Untertauchen erklärt, größtenteils erscheint es mir willkürlich. Selbst den Fortgang der Geschichte betreffend liegt nicht immer Logik darin.



    Als Vorlage für einen Katastrophen-Action-Thriller-Film ist Äon sicher hervorragend geeignet, aber das ist halt nur Popcornkino.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Der Journalist Sebastian Vogler ist derzeit ganz unten - Scheidung, Alkohol, ständige Kopfschmerzen, Ärger im Job. Seine aktuellen Recherchen haben auch nicht gerade ein erfreuliches Thema: ein sehr blutiges Familiendrama war offenbar erst der Auftakt zu sich häufenden Gewalttaten der scheußlichsten Sorte, begangen von zuvor völlig unauffälligen und "normalen" Menschen. Gleichzeitig beherrscht ein kleines kalabrisches Dörfchen die Schlagzeilen, in dem der neunjährige Raffaele einen stetig wachsenden Pilgerstrom anzieht, weil er über besondere Heilkräfte verfügt und die hoffnungslosesten Fälle zu retten imstande ist.


    Sebastians Redakteur schickt ihn schließlich nach Kalabrien, um Bericht über Raffaeles Wundertaten zu erstatten (außerdem hofft er, dass Sebastian sich wieder mit seiner italienischen Exfrau versöhnt, die in der Nähe lebt). Sebastian als Atheist und Skeptiker stellt vor Ort zu seiner größten Überraschung fest, dass wirklich etwas dran ist an Raffaeles Fähigkeiten.


    Währenddessen ticken immer mehr Menschen aus, töten wahllos, bringen andere in Gefahr, laufen Amok ... und die Spuren führen in eine Richtung, mit der niemand gerechnet hätte ...


    Das Positive zuerst: Andreas Brandhorst versteht es hier wie in seinen Science-fiction-Romanen, Spannung aufzubauen, erschreckende Szenarien zu entwerfen und den Leser ohne große Vorwarnung mitten ins Geschehen zu stürzen, gespickt mit blutigen Bildern, die nicht gerade für schwache Nerven geeignet sind. Sebastian Vogler ist mal wieder ein ganz gut gezeichneter klassischer Antiheld mit seiner Trinkerei und dem drohenden beruflichen Niedergang, allerdings kein übermäßiger Sympathieträger in meinen Augen.


    Dass sich die Handlungsstränge um die mysteriösen Bluttaten, den wundertätigen Jungen und einige Abstecher in die Vergangenheit irgendwie verknüpfen, ist klar - was mich im Lauf der Zeit aber in zunehmendem Maße gestört hat, war die Mystery-Komponente (was möglicherweise an mir selbst liegt, weil ich darauf einfach nicht besonders stehe), und die sich vor allem in der zweiten Hälfte fast ununterbrochen aneinanderreihenden Kampfszenen und das mittlerweile ziemlich ausgelatschte Dan-Brown-artige "Schnitzeljagdmotiv". Sebastian und Co. hetzen irgendwann nur noch durch die Gegend, ständig knallt und brennt es irgendwo um ihn herum, wenn wieder irgendein untötbarer Bösling aufkreuzt - so geht das dann bis zum ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Ende, einer unbefriedigend einfachen Auflösung.


    Die ersten 150-200 Seiten ließen sich wirklich toll an, so dass ich sogar einen gewissen Mystery-Anteil "verziehen" hätte, dann wird aber immer mehr Potential verschenkt. Schade eigentlich.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen