Connie Willis - Doomsday Book (Die Jahre des schwarzen Todes)

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 6.389 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

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    auf deutsch nur gebraucht zu extremen Preisen erhältlich


    Vor vielen, vielen Jahre hatte ich "Die Jahre des schwarzen Todes" aus der Bücherei ausgeliehen und mit Begeisterung gelesen. Das Buch war lange Zeit mein Referenzbuch in Sachen Zeitreisen, an dem sich alles messen musste und es hat mich schon lange gestört, dass das Buch nicht in meinem Besitz war. Jetzt habe ich es endlich in der Originalfassung und nach einigem Zögern (Was wenn es viel schlechter ist, als ich es in Erinnerung hatte?) gelesen.


    Oxford in der Vorweihnachtszeit des Jahres 2054. Die historische Fakultät besitzt seit einiger Zeit die Möglichkeit zu Zeitreisen, die aber natürlich nur unter gewissen Sicherheitsbedingungen genutzt wird. Der karrieresüchtige Vorsitzende des Fachbereichs Mittelalter eines der Colleges nutzt die Abwesenheit des Direktors, um die Gefahrenklasse des Mittelalters herabzusetzen. Der erste Zeitreisende ins Mittelalter soll eine Studentin seines Fachbereichs sein, die ins relativ friedliche 1320 geschickt werden soll. Kivrin, die Studentin, ist selber Feuer und Flamme für die Reise und lässt sich auch nicht von den Bedenken ihres Mentors Dunworthy davon abbringen. Da es sich hier um einen Roman von Connie Willis handelt, ist vollkommen klar, dass das ganze nicht gut gehen kann. Nicht nur dass Kivrin im Pestjahr 1348 statt 1320 landet, kaum jemand bemerkt den Irrtum, denn praktisch unmittelbar nach ihrer „Abreise“ bricht einer der Techniker zusammen. In Oxford ist eine gefährliche Grippe ausgebrochen und die Stadt wird unter Quarantäne gestellt.


    Willis stellt den unterschiedlichen Umgang mit einer tödlichen Seuche in zwei Epochen einander gegenüber und zeigt dabei Parallelen und Unterschiede auf. Ihr geht es dabei nicht einfach nur um die technische Handhabung, sondern viel mehr um das Verhalten der Menschen in solch einer Situation. Es geht um Menschlichkeit und Leid und Willis zeigt, dass jeder Mensch jemanden braucht, auf den er sich verlassen kann, um solch eine Krise zu überstehen, jemanden oder etwas, was ihm Hoffnung gibt.


    Die Hilflosigkeit Kivrins wird sehr deutlich und sie ist ein sehr gutes Beispiel für ein "Überlebenden-Trauma". Während um sie herum die Menschen wie die Fliegen sterben, versucht sie verzweifelt sie zu retten, obwohl ihr eigentlich bewusst sein müsste, dass sie aus Gründen des Zeitparadoxons wirklich völlig hilflos ist und nichts tun KANN, außer den Menschen, deren Tod vorherbestimmt ist, da sie ja bereit vor 700 Jahren starben, das Sterben zu erleichtern.


    Connie Willis schafft es auch in diesem Buch, lustige Szenen, die aus skurrilen Situationen entstehen, und ernste Momente zu vereinen, etwas für das ich sie so sehr schätze.


    5ratten
    :tipp:

  • Wie schade, dass die deutsche Ausgabe so teuer ist *schnief*
    Danke für die Rezi liebe illy!
    "Die Farben der Zeit" habe ich noch auf dem SUB.
    Vielleicht lese ich das bald mal :smile:


    :winken:

  • Das Buch klingt wirklich sehr gut, aber über 40 bzw. 50 Euro ist schon sehr heftig!


    :winken: Frau 32

  • Vielleicht sollte ich es jetzt lesen. Ich hatte vor Jahren mal das Glück es sehr günstig kaufen zu können. Die Rezi ist toll, auf SF habe ich Lust. Mal sehen, bin gerade sehr unentschlossen.


  • Vielleicht sollte ich es jetzt lesen. Ich hatte vor Jahren mal das Glück es sehr günstig kaufen zu können. Die Rezi ist toll, auf SF habe ich Lust. Mal sehen, bin gerade sehr unentschlossen.


    So gerne ich Willis auch empfehle, ist sie in meinen Augen doch eine der untypischsten SF-Autorinnen, die es gibt und auch in diesem Buch gibt es kaum SF-Elemente außer der technischen Möglichkeit der Zeitreise. Nicht dass du meine Lieblingsautorin unter den falschen Voraussetzungen liest und nicht magst. :entsetzt:

  • Erstmal vielen Dank für die Rezension dieses Buches, sonst wär mir diese Perle doch glatt durch die Lappen gegangen. :zwinker:


    An sich ist es ja wirklich wenig SciFi, aber gerade durch den sparsamen Einsatz von Zeitreise-Terminologie bleibt der Fokus stets auf den beiden parallelen Storylines. Für meinen Geschmack gibt es hier und da zwar einige längliche Passagen und unnötige Wiederholungen, aber der verzweifelte und aussichtslose Kampf Kivrin's um die Leben der ihr ans Herz gewachsenen Dorfbewohner ist wirklich mitreißend inszeniert.
    Und auch das eingesetzte Zeitreise-Konzept zeigt einige interessante Ansätze, insbesondere der/die/das ominöse "slippage", welches Dunworthy ja so einiges an Kopfzerbrechen bereitet.


    Klasse Buch, der Wertung im ersten Post kann man durchaus zustimmen.


    mfg aga


    PS: Aber eins hätte ich als Leser gern noch aufgelöst bekommen:

    Ich verabscheue, was Sie sagen, aber ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen. - Voltaire

    Einmal editiert, zuletzt von Agarepth ()

  • Wir schreiben das Jahr 2054 und befinden uns in Oxford. Zeitreisen sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern werden von Historikern intensiv zwecks Feldforschung genutzt. Die Studentin Kivrin soll kurz vor Weihnachten für ein paar Tage ins Jahr 1320 reisen, die Sitten und Gebräuche der Menschen beobachten und aufzeichnen und am Dreikönigstag zurückkehren. Alles ist vorbereitet, nur ihr Mentor, Professor Dunworthy, hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Kivrin tritt aber trotzdem die Reise durch das "Netz" an und findet sich auf einer verschneiten Lichtung wieder, wo sie als vermeintliches Opfer eines Straßenräubers aufgelesen und in ein nahegelegenes Herrenhaus gebracht wird.


    Das Problem an der Sache ist, dass es ihr tatsächlich ziemlich schlecht geht, allerdings nicht, weil sie von einem hinterhältigen Bösewicht niedergeschlagen wurde, sondern weil sie offenbar eine schwere Grippe aus der Gegenwart mitgebracht hat. Vorerst beschränken sich ihre Erfahrungen mit dem 14. Jahrhundert also auf das häusliche Leben und die Krankenpflegemethoden. Und sie muss feststellen, dass das in den Vorlesungen gelehrte Mittelenglisch doch etwas anderes ist als das, was man tatsächlich anno 1320 spricht.


    In der Gegenwart zweifelt Professor Dunworthy immer stärker daran, dass Kivrins Zeitreise eine gute Idee war. Der Techniker, der ihren Zeitsprung berechnet und gesteuert hat, liegt mit einer schweren Virusinfektion kaum ansprechbar im Krankenhaus. Blöderweise ist er der einzige, der Kivrin in der Vergangenheit wirklich lokalisieren kann. Die Krankheit breitet sich epidemieartig aus, und bald müssen sich Dunworthy und seine Freundin und Kollegin Dr. Mary Ahrens mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten wie einer eilends verhängten Quarantäne, Versorgungsengpässen und einer Horde übereifriger Glockenspieler aus USA herumschlagen. Und Marys Neffe Colin taucht unerwartet doch auf - eigentlich war sie davon ausgegangen, dass der Besuch des Jungen aufgrund der Quarantäne ausfallen würde, aber irgendwie hat er es aus London heraus nach Oxford geschafft und findet den Ausnahmezustand jetzt einfach nur spannend.


    Wow, was für ein Buch! Ich kann mich kaum entscheiden, was ich spannender fand - Kivrins Entdeckungsreise ins 14. Jahrhundert, die sich weitaus dramatischer und gefährlicher gestaltet als erwartet, oder die Bemühungen von Dunworthy und Co., sicherzustellen, dass sie heil und gesund zurückkehren kann. Mehr Details zur Handlung möchte ich gar nicht verraten, nur soviel: ich konnte das Buch irgendwann kaum noch aus der Hand legen.


    Was mich aber fast noch mehr begeistert hat als die Spannung und Dramatik, war der trockene britische Humor, der vor allem im Gegenwarts-Handlungsstrang ständig aufblitzt. Connie Willis ist eine Meisterin der Running Gags - ob implizite Bürokratiekritik, miese und nervtötende Verhunzungen traditioneller Weihnachtslieder, Colins etwas unappetitliche Naschgewohnheiten oder übereifrige Menschen, die stets im falschen Moment mit zwar durchaus wichtigen, aber banalen Problemchen wie einem drohenden Klopapierdefizit an der Universität ankommen, all das taucht immer wieder auf und sorgt für schmunzelnde Wiedererkennungseffekte, ohne zu nerven. Und die Charaktere an der Uni sind einfach herrlich schrullig, etwa der ewige Bedenkenträger Dunworthy, die resolute Mary Ahrens und Colin, für den alles nur ein riesengroßes Abenteuer ist.


    Die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, haben einen ernsteren Grundton, zumal Kivrin auch eher ruhig und nachdenklich ist, bestechen dafür aber durch eindrückliche Schilderungen, die einem schon beinahe die Gerüche in die Nase steigen lassen und leise, eindringliche Porträts von Menschen und Gefühlen.


    Eines meiner Highlights des Jahres!


    5ratten :tipp:


    (Danke, illy, für diesen Tip!)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Wie gut, dass es im November neu aufgelegt wird:


    Das finde ich auch klasse. Vielleicht kommen ja mal noch ein paar weitere Leser in Deutschland auf den Willis-Geschmack. Ich finde ihre Schreibe einfach genial.


    Und falls es jemand dann auf deutsch liest, würde mich mal interessieren, was in der Übersetzung aus dem "gobstopper" geworden ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • England, im Jahr 2054. Zeitreisen sind dank "Das Netz" möglich (allerdings nur in die Vergangenheit). Für die Geschichtsstudenten und Dozenten der Universität Oxford sind diese Zeitreisen normale, Routine gewordene Ergänzungen und Verbesserungen der herkömmlichen Studien.
    Die junge Historikerin Kivrin hat einen Traum: sie will unter allen Umständen ins Jahr 1320 reisen, um die Sitten und Bräuche hautnah mitzuerleben.
    Kurz; die Geschichtswissenschaften revolutionieren. Mit Hilfe ihres Lehrers und Mentors Professor Dunworthy und trotz dem hartnäckigen Widerstand des Stellvertretenden College-Leiters startet sie - geimpft gegen die Pest, Cholera - für zweieinhalb Wochen ins Jahr 1320 - glaubt sie, aber es geht etwas schief. Sie kommt erst 1348, dem Jahr, als die Pest England erreichte, an. Bei ihrer Ankunft wird sie sofort todkrank. Ein Virus ...


    ... Ein Virus lässt gleichzeitig auch die "Netz"-Techniker im Jahr 2054 erkranken, so dass sämtliche "Netz"-Daten von Kivrins Reise und Aufenthalt, ungesichert verschwunden sind.


    Ich war mir zuerst nicht sicher, ob diese Rezension in der Rubrik 'Historische Romane' passender gewesen wäre. Denn was die Autorin Connie Willis alles aus dem mittelalterlichen Leben zusammenträgt ist einfach faszinierend und spannend.


    Das Buch wechselt kapitelweise zwischen 1348 und 2054. Wobei die Handlung im ersten Fall (nur) in einem Haus und in einer Kirche spielt. Im zweiten (nur) im "Netz"-Labor und in einem Krankenhaus. Aufgelockert werden die Kapitel durch das sogenannte 'Doomsday Book' (zugleich auch der Originaltitel). So heisst das Tagebuch (eigentlich ein Rekorder, in ihre Hand implantiert), in den Kivrin ihre Erlebnisse 'hinein-betet', da das Aufschreiben zu aufwändig - und verdächtig - wäre. Zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass - insbesondere Frauen [sorry] - Lesen und Schreiben konnten (und durften).


    Trotz dieser also relativ eingeschränkten Locations versteht es die Autorin, eine unglaubliche Atmosphäre und Dichte zu beschreiben, die mich auch Tage nach dem Buchende immer noch verfolgt. Die Charaktere (1348), insbesondere die 5-jährige Agnes, zu der Kivrin einen besonders guten Draht bzw. Mutterersatz entwickelt, sind allesamt sehr glaubwürdig beschrieben. Wenn sie abends in ihrem kalten Herrenhaus sitzen und probieren, sich gegenseitig die klirrende Kälte vom Hals zu halten, das armselige Feuer in der Ecke neu zu entfachen versuchen und sich Geschichten erzählen, ist das überaus authentisch und nachvollziehbar.


    Als eines Tages ein Bischof samt Gefolge im kleinen Weiler eintrifft, ist es aber fertig mit der (relativen) Idylle: Sie haben die Pest im Gepäck.


    Der Rückkehr-Termin für Kivrin rückt näher. Ihr läuft die Zeit davon. Sie kennt aber ihren Ankunftsort nicht mehr ...
    ... und im Jahr 2054 wütet immer noch eine Epidemie.


    Connie Willis hat mit "Die Jahre des Schwarzen Todes" einen wunderbaren, spannenden Roman geschrieben, mit Figuren, von denen man gern noch mehr lesen möchte.
    Von ihren 9 (?) Büchern, gibt es leider nur zwei auf deutsch, und von diesen, ist nur noch dieses hier erhältlich.
    Aber zum Glück hat die Menschheit das Internet erfunden, so dass ich bei Booklooker "Die Farben der Zeit" umgehend bestellt habe :zwinker:


    9/10

    &quot;... Draussen auf dem kärglichen, dürren Rasen des Museums begatteten sich zwei Hunde mit heraushängenden Zungen, während ein Dutzend Kinder dabeistand und zuschaute.<br />Ah, Frühling in Manhattan, dachte Dr. Chartris ...&quot;<br />Ben Bova, &quot;Erstkontakt&quot;

  • Yippie, wieder mal ein Willis-Fan! :klatschen:


    Ich ordne Willis auch immer nur extrem schweren Herzens unter Science fiction ein, weil ich glaube, dass ihre Bücher in dieser Rubrik vielen potentiellen Lesern entgehen, die unter Sci-fi hauptsächlich Raumschiffe und Aliens verstehen und darum vielleicht gar nicht in diesem Unterforum stöbern.


    Willis hat echt ein Händchen für Figuren, Zwischenmenschliches, Humor und vor allem gut recherchierte historische Passagen, und all das spielt eine so viel größere Rolle in ihren Büchern als die Zeitreisen und die zugehörige Technologie. Aber ein echter historischer Roman ist es halt auch nicht, genausowenig passt es zur Phantastik :gruebel: Schwierig!


    Auf jeden Fall habe ich dieses Buch geliebt, ebenso wie ihre anderen Bücher und ganz besonders die Zeitreiseromane. Kennst Du auch ihre anderen Romane, Kripta?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine


    Ich habe Connie Willis erst vor ca. 2 Wochen, natürlich per Zufall, entdeckt und mir das Doomsday Book bestellt. Natürlich habe ich bei Gelegenheit - schliesslich ist dies hier schon 23 Jahre alt - auch Ausschau nach anderen Büchern von Frau Willis gehalten. Tja, wie ich im letzten Satz meiner Rezi schon angedeutet habe, gibt es von den (angeblich) 9 Romanen nur zwei auf deutsch - und davon eins, nämlich "Die Farben der Zeit" längst vergriffen. Das habe ich aber bei Booklooker (kennst Du bestimmt auch ... !?) entdeckt und gleich bestellt (war nicht ganz billig - aber was solls, nicht wahr?).


    So wie es aussieht, hast Du alle - auf englisch? - gelesen?


    Du hast indessen nicht unrecht: wenn es um irgendwelche Raumschiffe, oder Aliens gegangen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht gekauft. Wenn es denn Sci-Fi sein muss, dann mit einer zünftigen Prise Realismus, wie z.B. "Der Marsianer", oder meinetwegen " Die Letzte Flut- bzw. Arche"
    Um was geht es denn - oberflächlich - in Willis' Nicht-Zeitreise-Romanen?

    &quot;... Draussen auf dem kärglichen, dürren Rasen des Museums begatteten sich zwei Hunde mit heraushängenden Zungen, während ein Dutzend Kinder dabeistand und zuschaute.<br />Ah, Frühling in Manhattan, dachte Dr. Chartris ...&quot;<br />Ben Bova, &quot;Erstkontakt&quot;

  • *einmisch*


    Benutz mal die Forensuche, da findest du zu fast allen Büchern von ihr eine Rezension. Bis auf ihre Weihnachtsgeschichtensammlung sind die auch alle, größtenteils schweren Herzens, als SF einsortiert... Im Großen und Ganzen geht es bei ihr aber eigentlich immer um das gleiche, die Widrigkeiten der Welt. :breitgrins:


  • So wie es aussieht, hast Du alle - auf englisch? - gelesen?


    Fast alle, und bis auf "Die Farben der Zeit" (das ich mal hier im Forum günstig gebraucht ergattern konnte) auch alle auf englisch, ja. Ich lese eh lieber im Original, aber ich finde es jammerschade, dass von dieser tollen Autorin so wenig ins Deutsche übersetzt worden ist!


    Zitat

    Um was geht es denn - oberflächlich - in Willis' Nicht-Zeitreise-Romanen?


    Das ist ganz unterschiedlich. Vielleicht magst Du ja mal in die Rezis reinlesen:


    Impossible Things (Kurzgeschichtensammlung)
    Passage
    Bellwether
    Lincoln's Dreams


    Dieses Jahr soll auch ein neues Buch von ihr herauskommen, "The Very Thought of You". Näheres ist allerdings noch nicht bekannt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich lese "Die Jahre des Schwarzen Todes" im Moment (derzeit auf Seite 260) und muss schon jetzt kurz darüber schreiben, weil ich einen Aspekt amüsant finde: Da geht es im Jahr 2054 um Zeitreisen und Errungenschaften wie z. B. eine Dolmetscherfunktion, die es der Sprecherin ermöglicht, bestimmte fremde Sprachen quasi während des Sprechens oder Hörens in eine bekannte Sprache zu übersetzen, aber telefoniert wird immer noch mit alten Telefonapparaten. Kurios, dass die Möglichkeit eines mobilen Telefons so gänzlich ausgeschlossen wird, obwohl das zum Erscheinungsdatum des Buches 1992 schon existierte. Es ist spannend zu sehen, wie sich eine Autorin vor mehr als 25 Jahren die Zukunft vorstellte und was davon Realität wurde.


    Ansonsten gefällt mir das Buch, abgesehen von einigen Wiederholungen. Connie Willis beschreibt sehr ausführlich, hat aber auch nur zwei Schauplätze, auf die sie sich konzentrieren muss.


    Mit ihren anderen Werken habe ich mich noch nicht beschäftigt, daher frage ich mich, ob die Hauptdarsteller schon in anderen Büchern aufgetaucht sind. Der Anfang liest sich so, als müsste man das doch recht umfangreiche Personal schon von irgendwoher kennen. Es gibt auch keine langen Erklärungen oder Beschreibungen, sondern gleich einen direkten Einstieg in die Handlung. Inzwischen kann ich die Herrschaften auseinanderhalten, aber anfangs hatte ich das Gefühl, als fehlte etwas.

  • Es gibt mehrere Bücher aus demselben "Universum", wobei ich jetzt gar nicht weiß, ob dieses Buch das erste war oder "Die Farben der Zeit" :gruebel: Willis wirft die Leser aber generell gerne direkt in die Handlung, ohne große Erklärungen.


    Und was ich am Rande ihrer Bücher immer sehr liebe: die gesammelten organisatorischen und bürokratischen Wirrnisse wie hier das Klopapier :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ach ja, das Klopapier... :breitgrins: Willis' Humor gefällt mir. Nicht zu dick aufgetragen oder zu häufig, sondern gut dosiert.


    Die organisatiorischen Wirrnisse erstaunen mich nach wie vor. Was sie da schildert, ist ein Abriss der Möglichkeiten in der achtziger oder neunziger Jahre. Da ist keinerlei Fortschritt erkennbar. So eine Art von Skype gibt es zwar, aber das ist abgesehen vom herkömmlichen Telefonapparat alles in Sachen technischer Kommunikation. Dass sie sich da nicht mehr gespielt hat? Eigentlich bin ich ja froh darüber, weil es für meinen Geschmack sonst zu viel SF wäre.

  • Bei der Technik geht sie ziemlich stark vom Stand der Dinge zum Zeitpunkt der Buchentstehung aus, das ist mir auch aufgefallen (bei "Die Farben der Zeit" sogar noch mehr). Aber mir ging es wie Dir, gestört hat's mich überhaupt nicht und der Rest hat einfach irre viel Spaß gemacht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen