J.K. Rowling - Ein plötzlicher Todesfall/The Casual Vacancy

Es gibt 218 Antworten in diesem Thema, welches 37.483 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von British_Soul.

  • Hallo Ihr Lieben,


    und schon beendet! Unglaublich was für einen Sog dieses Buch bei mir bewirkt hat. Hier meine Meinung:


    In dem beschaulichen Ort Pagford stirbt das Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother überraschend an einer Hirnblutung. In dem von außen hin beschaulich wirkenden Ort bricht darauf hin ein Krieg hinter den Kulissen aus mit dem Ziel den freigewordenen Platz im Gemeinderat zu besetzen und entsprechend die Politik des kleinen Ortes bestimmen zu können. Denkt man zuerst, dass dieser Sitz im Gemeinderat keine so großen Auswirkungen haben könnten, entfaltet sich nach und nach ein erschreckendes Bild und gerade die ärmsten der Bevölkerung scheinen diesem Krieg zum Opfer zu fallen.


    Als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe, hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich hier einlasse. Am Anfang dachte ich noch an eine Art Kriminalroman, aber serviert bekam ich eine intensive und gut ausgearbeitete Gesellschaftsstudie, die mich teilweise sehr erschreckt hat. Sehr gut versteht es J. K. Rowling durch einen allwissenden Erzähler hinter die Fassaden der einzelnen Bürger von Pagford zu schauen und da teilweise erschreckende Dinge ans Tageslicht zu befördern. Nach und nach setzen sich die einzelnen Mosaiksteine, die für mich zu Beginn oft gar keinen Sinn ergeben haben, zu einem Gesamtbild zusammen und ich war teilweise wirklich entsetzt was hinter den Mauern der gutbürgerlichen Fassaden passiert.


    Obwohl sehr viele Personen auftauchen und kein Namensregister vorhanden ist, wurde jede einzelne Figur so gut eingeführt, dass ich sehr schnell einen sehr guten Überblick hatte und auch mit den oft wechselnden Perspektiven von einer Figur zur anderen sehr gut zurecht gekommen bin. Gelungen finde ich dabei auch, dass nicht nur Erwachsene in den Fokus rücken, sondern auch genauso viele Jugendliche, deren Gedanken und Bedürfnisse ebenso gut dargestellt werden, wie die von den älteren Figuren. Spannend auch zu lesen, dass jede der Generationen ihre eigenen Kämpfe führt und weder die Jugendlichen noch die Erwachsenen mit fairen Mitteln spielen.


    Gekonnt wurde ein sozialer Brennpunkt zum Hauptstreitthema erkoren, dabei wird aber schon bald klar, dass es weder der einen noch der anderen Seite wirklich um das Thema an und für sich geht, sondern ganz andere Beweggründe im Vordergrund stehen. Schnell wird klar, dass eigentlich nur Barry wirklich hinter dem Thema und seinem Anliegen stand und alle andere ganz andere Interessen haben.


    Gut gefallen hat mir dabei auch die Rückblenden in Form von Erinnerungen an Barry Fairbrother über die man nach und nach auch ein sehr gutes Bild über den Verstorbenen bekommt. Je mehr ich über ihn gelesen habe, desto trauriger wurde ich.


    Das Ende ist wie das gesamte Buch: Ernüchternd und erschreckend, aber es hat mich sehr stark zum Nachdenken gebracht und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Dieses Buch ist auf keinen Fall mit irgendeinen Harry Potter Band vergleichbar, aber wieder ein eindeutiger Beweis für die große Schreibkunst der Autorin.


    Mit "Ein plötzlicher Todesfall" hat J. K. Rowling für mich auf jeden Fall bewiesen, dass sie auch Bücher für Erwachsene schreiben kann und dabei auch kritische Themen sehr gut umsetzt. Das Buch ist eine sehr gut umgesetzte und in ihrer realitätsnähe sehr gute Gesellschafts- und Sozialstudie und damit für mich ein absoluter :tipp:. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin.


    Dafür gibt es volle 5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • ging mir ehrlichgesagt genauso beim Lesen! Hier sieht man dass Rowling echt vielseitig schreiben kann! :klatschen:

  • Oh, so viele Meinungen. Die konnte und wollte ich jetzt nicht alle lesen, ich hab mir nur ein paar angeschaut und die letzten Seiten des Threads überflogen.


    Ich konnte mir letzte Woche "The Casual Vacancy" endlich in der Bibliothek ausleihen und war sehr gespannt drauf. Und zwar nicht wegen J.K. Rowling (ihr dürft jetzt alle mit mir schimpfen, aber ich habe Harry Potter vor Jahren mitten im 6. Band abgebrochen und bis heute nicht zu Ende gelesen), sondern weil mich die Geschichte interessiert hat.


    Auf den ersten Seiten ist die Handlung nur so vor sich hin geplätschert, es ist nicht wirklich viel passiert - abgesehen vom Todesfall - und es kamen nur ständig neue Personen hinzu. Auch als ich so langsam einen Überblick über alle Charaktere hatte, wusste ich noch nicht, wie das Buch einzuordnen ist, ob es mir gefällt oder nicht. Und dann kam irgendwann der Moment, an dem mich die Geschichte gepackt hat und ich einfach nur noch weiterlesen wollte. Ich kann es gar nicht an einem bestimmten Ereignis festmachen, aber irgendwann musste ich einfach wissen, was noch passieren wird.


    Wäre dieser schleppende Anfang nicht gewesen, gäbe es von mir die Höchstpunktzahl, so ist ein kleiner Punktabzug notwendig.
    Aber dennoch: Ich fand "The Casual Vacancy" toll. Die Charaktere waren alle interessant, kaum jemand blieb einseitig (am ehesten noch Mary). Sobald ich jemanden sympathisch fand, kamen wieder Szenen, die dafür sorgten, dass ich meine Meinung wieder etwas überdenken musste. Oft gab es Szenen, in denen ich jemanden gerne geschüttelt hätte, damit er/sie mal nachdenkt.
    Obwohl ich absolut kein Happy End erwartete, hat mich das Ende hat doch sehr schockiert, das war sehr extrem, aber gerade dadurch auch passend.


    Fazit: Ein toller Roman, den ich nur weiterempfehlen kann. Hat man sich durch die ersten Seiten gekämpft, wird man belohnt mit einer packenden und überzeugenden Darstellung der Bewohner einer Stadt, in der jeder seine Intrigen spinnt.


    Davon hätte ich gerne mehr!

  • Ich habe das Buch nun auch innerhalb weniger Tage gelesen. Obwohl das Thema auf den ersten Blick langweilig erscheint - Kampf um einen Platz im Gemeinderat - gibt es doch außerordentlich viel her und war weder langatmig noch eintönig. Der Teufel steckt im Detail, das wurde hier deutlich ausgeführt. So viele Kleinigkeiten, die für Außenstehende unwichtig erscheinen, für die Betroffenen aber von Bedeutung sind. Auch gewichtige Ereignisse gibt es zur Genüge. Die Bewerber um den begehrten Platz haben unterschiedliche Beweggründe und der Blick hinter die Kulissen offenbart, dass nicht nur die Kandidaten, sondern auch ihre Familienangehörigen auf verschiedene Art und Weise involviert sind. Und auch wer nicht familiär mit einem politischen Anwärter verbunden ist, bekommt die Auswirkungen zu spüren.


    J. K. Rowling bewegt sich sicher durch die verschiedenen Gesellschafts- und Altersschichten und gibt einen spannenden Einblick in den Alltag der Gemeinde. Anfangs war es nicht einfach, die vielen Beteiligten auseinanderzuhalten, doch mit der Zeit entstand von jedem ein klar umrissenes Bild. Alle erschienen sehr realistisch, keiner war überspitzt dargestellt.


    Dass J. K. Rowling gut schreiben kann, hat sie schon mit den Harry-Potter-Bücher bewiesen. Hier gefällt mir ihr Stil noch um einiges besser. Sie schreibt nüchtern, ausführlich und realitätsnah. Auch wenn die Protagonisten sehr unterschiedlich sind, war es nicht schwer, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Sichtweise zu begreifen. Ich hoffe, sie schreibt noch mehr in dieser Art.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen – einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?



    Ich habe bisher den ersten Teil gelesen und kann wirklich nicht sagen, was ich von diesem Buch halten soll. Bisher gibt es wirklich nur sehr wenige der vorgestellten Charaktere, die mir auch nur ansatzweise sympathisch sind. Ich glaube, da war Barry, der verstorbene noch der netteste, aber der ist ja nun Vergangenheit.
    Was ein korrupter, übler Haufen. Das schlimme daran ist ja vor allem, dass diese, wenn auch mit diesen Personen, ansonsten keine Erfindung ist, sondern genau diese Typen nur mit anderen Namen, in anderen Orten genau wie hier beschreiben existieren.
    Am schlimmsten finde ich ja Simon, den Vater von Andrew.

  • Ich habe nun den ersten Teil komplett beendet und obwohl das Buch gut geschrieben ist, hinterlässt es kein gutes Gefühl. Ich merke, dass ich mich aufrege, wenn ich sehe wie Eltern mit ihren Kindern umgehen, oder auch nicht umgehen. Das Schlimme daran ist ja, dass diese Geschichte nicht realitätsfremd sind und das schlägt mir wirklich auf's Gemüt. Wenn ich mir meine Tochter anschaue, dann ist es für mich unverständlich, wie man so etwas tun kann.


    Dieses "schlimme" Mädel, Krystal, sie ist glaube ich gar nicht so schlimm. Sie ist einfach das Opfer ihrer bescheuerten Mutter und mich macht es ganz traurig, wenn ich sehe, wie sie versucht für ihren kleinen Bruder zu sorgen. Sie hat, glaube ich einen guten Kern, schlägt aber um sich, weil sie so verzweifelt ist. Ich denke es spricht für Mrs. Rowling und ihre Kunst zu schreiben, wenn ich merke, wie sehr mich dieses Buch aufregt. Auch wenn ich diese ganze Atmosphäre als sehr bedrückend empfinde, so will ich doch dieses Buch weiterlesen und wissen, was nun noch weiter mit dieser äußerst bizarren Gesellschaft geschieht.

  • Das Buch hat mich gepackt. Ich kann es nicht anders sagen. Diese Leute sind so fürchterlich und trotzdem will ich wissen, wie es weitergeht. Ich hoffe, dass die Netten durchkommen und die Bösen so richtig auf die Schnauze fallen, aber ich befürchte das es nicht so kommen wird, denn auch im wahren Leben geht es wohl meist sehr ungerecht zu.

  • Ich war grade mal eher Zufällig auf der Seite der Autorin und dort steht das es wohl eine BBC Fernsehserie dazu geben wird. Laut Webseite wird J.K.Rowling auch hier eng mit den Verantwortlichen zusammen arbeiten.


  • Ich war grade mal eher Zufällig auf der Seite der Autorin und dort steht das es wohl eine BBC Fernsehserie dazu geben wird. Laut Webseite wird J.K.Rowling auch hier eng mit den Verantwortlichen zusammen arbeiten.


    Das klingt gut (und ich frage mich gerade, ob ich das schon mal irgendwo gelesen habe oder mir das einbilde). Bin gespannt auf die Besetzung!


    Tina: mir ging es ähnlich wie Dir, viele der Figuren mochte ich eigentlich gar nicht, aber sie waren so lebensecht, dass ich einfach nicht aufhören konnte. Auch die ganze gesellschaftliche Dynamik einer Kleinstadt hat Rowling unglaublich treffsicher eingefangen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das klingt gut (und ich frage mich gerade, ob ich das schon mal irgendwo gelesen habe oder mir das einbilde). Bin gespannt auf die Besetzung!


    Ich mich auch, wobei ich hier in diesem Buch, wie auch schon in Harry Potter, die Charaktere so deutlich vor mir sind, als hätte ich schon einen Film dazu gesehen. Rowling kann sehr gut und detailliert Menschen beschreiben.

  • Zu Beginn dachte ich, dass ich vor dieses Buch relativ lange brauchen würde, aber nun stelle ich fest, dass ich schon im vierten Kapitel bin. Rowling beschreibt ihre Charaktere so lebendig, dass man wirklich Anteil nimmt und einfach wissen muss, was als nächstes geschehen wird.


    Tina: mir ging es ähnlich wie Dir, viele der Figuren mochte ich eigentlich gar nicht, aber sie waren so lebensecht, dass ich einfach nicht aufhören konnte. Auch die ganze gesellschaftliche Dynamik einer Kleinstadt hat Rowling unglaublich treffsicher eingefangen.


    Gerade weil es so lebensecht ist, holt es mich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Natürlich kennt man all diese Probleme, weil immer davon gesprochen wird, aber letztendlich glaubt man, bzw. ich ja eher nicht daran, dass so etwas im eigenen Umfeld stattfindet. Ich möchte nicht wissen, was es in meinem Ort für Machenschaften gibt und welche kaputte Familien. :rollen: Oh weh und die Bürger von Pagford sind nun wirklich sehr Scheuklappenbehaftet. Einerseits möchten sie zeigen, wie emphatisch sie sind, aber andererseits wissen sie noch nicht einmal was in ihrer eigenen Familie vor sich geht, weil sie es vorziehen den weg des geringsten Widerstandes zu gehen und die unschönen Dinge einfach zu verdrängen. Diese Doppelmoral ist einfach abstoßend und mein Mitleid für Krystal wird immer größer. Das ist echt 'ne arme Motte und viele Kinder in ihrer Situation sind letztendlich von Geburt an zu einem ähnlichen Schicksal verurteilt. Leider schaffen es nur wenige sich den Weg in eine andere, bessere Welt zu bahnen. Sukhvinder tut mir aber genauso leid. Sie hat eigentlich ein "vernünftiges" Elternhaus, wird aber völlig ignoriert und keiner bemerkt, wie es der Tochter geht. Das finde ich eigentlich noch schlimmer, als Krystals Leben. Wie furchtbar muss es denn in einem Kind aussehen, wenn es daran denkt, dass alles besser wäre, wenn es tot sei.
    Da läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.

  • Sukhvinder hat mir auch unglaublich leid getan. Neben ihren oh so tollen Geschwistern ist sie immer verblasst und wurde nie richtig wahrgenommen, dabei hat sie das Herz am rechten Fleck und hätte mit etwas mehr Unterstützung vielleicht auch mehr auf die Reihe gekriegt.


    Und Krystal sitzt einfach in der Standesfalle :sauer:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch soeben beendet und ich werde wohl erst in den nächsten Tagen eine Rezi schreiben. Ich kann nur soviel sagen: Ein sehr gutes Buch, bei dem kein Kapitel, keine Seite, kein Satz zu viel war. Ich befürchte nur, dass es leider nicht die Menschen lesen werden, die etwas daraus mitnehmen könnten. Ich werde auf alle Fälle etwas daraus mitnehmen. Ich hoffe, dass ich mir einfach öfter darüber Gedanken mache, ob nicht eine Tat, und sei sie noch so klein, das Leben eines Menschen positiv beeinflussen kann, wenn ich manchmal vielleicht einfach etwas netter und emphatischer bin. Ich denke nicht, dass ich ein schlechter Mensch bin, aber dieses Buch hat mir vor Augen geführt, wie schnell man abstumpft, oberflächlich und träge seinen Mitmenschen gegenüber wird. Manchmal bedarf es einfach eines freundlichen Wortes, ein wenig Aufmerksamkeit und ein Mensch fühlt sich vielleicht schon ein klein wenig besser.
    Ich kann nur hoffen, dass ich immer merken werde, wenn es meiner Tochter nicht gut geht und dass sie immer das Vertrauen haben wird, mir alles was sie bedrückt, sagen zu können, denn Sukhvinders Eltern, bzw. ihreMutter hat es ja auch niemals böse gemeint. Sie hat es einfach nicht gemerkt und begriffen und das finde ich ganz besonders schlimm, auch für die Mutter.

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    OT: A casual Vacancy
    OA: 2012
    576 Seiten
    ISBN: 978-3551588883


    Inhalt:
    Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen – einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?


    Eigene Meinung:
    Lange hatte ich gewartet, bis ich dieses Buch zur Hand nahm, denn aus irgendeinem Grund, denn ich nicht beschreiben kann, hatte ich Vorbehalte dagegen, aber J.K. Rowling hat ein gutes sehr Buch geschrieben, in welchem kein Kapitel und keine Seite zuviel ist. Es hinterlässt mich nachdenklich und auch sehr bedrückt. Es ist so real, dass man vergisst, dass es sich hier um einen Roman handelt. Dies liegt vielleicht aber auch an ihren Charakteren, welche sie auf hervorragende Weise beschrieben und zum Leben erweckt hatte. Das Interesse an diesen Charakteren steigert sich von Seite zu Seite.
    In diesem Buch geht es vor allem um die Verantwortung, die Menschen einander und Eltern ihren Kindern gegenüber haben, deren Verhalten, Konsequenzen von unvorstellbaren Ausmass erreichen können. Es geht hier um Empathie, um Toleranz und der Auswirkungen, welche Elternhäuser auf das Leben ihrer Kinder haben. Das Verhalten der Erwachsenen wird hier ganz drastisch ab absurdum geführt und das erschreckende daran ist, dass ich mir vorstellen kann, dass es genau so in allen Kleinstädten und Orten auch hier in unmittelbarer Nachbarschaft, zugehen wird. Korruption und Vetternwirtschaft, die über Leichen geht, Menschen die abgestumpft, träge und oberflächlich ihren Mitmenschen gegenüber sind, aber auch, dass eine einzige gute Seele, sehr viel Gutes bewirken kann, auch wenn sie in der Minderheit ist und dass es sich lohnend auswirkt, wenn wir unser Mitgefühl und unser Verständnis an unseren Nächsten weitergeben.
    Dies alles konnte nur aus dem Grund so berühren, weil Rowling wirklich eine hervorragende Schriftstellerin ist, die ihren Protagonisten Tiefe und sehr komplexe Charakterzüge verleiht. Sie nimmt ihre Geschichte sehr ernst, sie macht sich sehr viel Gedanken um Zusammenhänge und Hintergründe und sie sorgt dafür, dass ihre Hintergrundinformationen fundiert und glaubhaft sind. Man merkt, dass hier ihr Herzblut liegt und sie sich in diesem Roman mit Sicherheit auch sehr viel von der Seele geschrieben hat was, nicht nur ihrer Meinung nach, in unserer heutigen Gesellschaft im Argen liegt.
    Dies ist eines der Bücher, welches ich mit Sicherheit nicht vergessen werde.


    5ratten

  • Anfangs hat mich das Buch nicht so mitgerissen, weil kaum etwas spannendes passiert ist. Ausserdem hatte ich am Anfang Mühe damit die Charaktere auseinander zu halten. Ich habe mir sogar überlegt das Buch wieder wegzulegen, doch habe dann dennoch weitergelesen und habe es nicht bereut.
    Je mehr Details man über die verschiedenen Charakter erfahren hat, desto packender wurde die Geschichte. Am besten hat auch mir gefallen, wie gut die Charakter herausgearbeitet sind. Barrys Tod tritt immer mehr in den Hintergrund, dafür werden die Beweggründe der Protagonisten immer wichtiger. Ich konnte mich für keine Figur richtig erwärmen, weil sie so vielseitig sind und nicht so sind, wie sie am Anfang scheinen.
    Das Buch spielt in England, aber ich könnte mir diese Geschichte genau so gut in einem anderen Land vorstellen.


    Ich finde es lohnt sich dieses Buch zu lesen und gebe dem Buch 4ratten.

  • Wow! Ich kann mich den positiven Meinungen nur anschließen!
    Das Buch hat einen unglaublichen Sog auf mich ausgeübt: Gestern Vormittag habe ich mit dem Buch begonnen und zur Vorsicht Namen und Fakten zum Wiedererkennen aufgeschrieben, sodass ich die Personen nicht durcheinander bringe und auch die Verbindungen untereinander im Auge behalten kann.


    Über den Inhalt muss wohl nichts mehr gesagt werden - zumal ich dieses Netz aus Verbindungen und Verwicklungen ohnehin nicht eindeutig darstellen könnte. :zwinker:


    Die doch recht große Zahl der Personen überfordert glücklicherweise absolut nicht. Ich weiß nicht, wie J. K. Rowling das wieder einmal geschafft hat. Es wäre ein leichtes, den Überblick zu verlieren und zu viele Einzelfäden in der Hand zu halten. Sie schafft es jedoch immer an der richtigen Stelle die Perspektive zu wechseln und zu berichten, was am anderen Ende von Pagford oder in Fields geschieht. Und genau diese Perspektivenwechsel sind so spannend: Empfindet man beispielsweise mit Samantha zu Beginn Mitleid und findet sie fast schon sympathisch, sieht man sie später mit den Augen von Kay als Frau, die stichelt wo sie kann und sich unpassend wie eine Jugendliche kleidet.


    J. K. Rowling ist in meinen Augen eine brillante Autorin - ihre Art zu schreiben, eine Welt vor den Augen des Leser zu öffnen, ist so begnadet, dass ich selbst dieses Buch gerne gelesen habe; ein Thema, über das ich sonst eher ungern freiwillig ein Buch lese!
    Man kann nicht sagen, dass man das Buch genießen kann. Es zieht einen in sich hinein und durchaus auch runter - kein Wunder, werden doch die schlimmsten Themen beleuchtet: Drogen, Misshandlung, Vernachlässigung, Mobbing, Selbstverletzung, Hass, Verachtung, Missbrauch, Gleichgültigkeit, ...
    Zu allem Übel sind da noch die Menschen, die egozentrisch und absolut scheinheilig sind. Nichts freut sie mehr, als wenn es einem anderen Gemeindemitglied schlecht geht!



    Das Buch hat mich recht nachdenklich zurückgelassen. Bei aller Toleranz und Offenheit ertappe ich mich doch immer wieder beim einen oder anderen Vorurteil. Eine Krystal Weedon hätte ich sicher auch schnell in eine Schublade gesteckt :redface:


    Wie wohl jeden lässt auch mich das Buch nicht ohne Weiteres los, mich beschäftigt aber weniger das im Zitat Genannte, sondern eher die Angst, mich selbst irgendwann einmal als "tadellos" oder "unfehlbar" (überspitzt gesagt!) zu sehen, zeitgleich aber genauso scheinheilig und passiv aggressiv zu handeln. Sich vorzustellen, selbst immer nur zu sehen was andere falsch machen und auszuteilen, wo es nur geht - diesen Gedanken hat das Buch am ehesten bei mir hervorgerufen.


    Ein Buch, das man zur richtigen Zeit lesen sollte! Es beschönigt nicht, liefert kein Happy End, führt vor Augen, welches Leid es hier und da - vielleicht unbemerkt - gibt und dass man nicht immer wegschauen sollte!


    Es regt dazu an, hinter die eigenen Fassaden und die der anderen zu blicken und lässt einen umso dankbarer sein, in einer heileren Umgebung zu leben. :smile:


    5ratten + :tipp:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing